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                                                               EIN GUTER PROBERAUM

Ein Thema, über das man fast nirgendwo was zu lesen bekommt, ist der Proberaum. Ich denke, das ist
eigentlich schon sehr wichtig, immerhin verbringen hier viele von Euch einen Großteil Ihrer Zeit und bereiten
die komplette Bühnenperformance hier vor.

Die Raumgröße:
Genau das kann man sich leider selten aussuchen. Grundsätzlich: je größer, je besser.

Die Aufstellung während der Probe:
Stellt Euch am besten so auf, wie Ihr auch beim Konzert am günstigsten steht. Falls jemand bei Euch
musikalisch " die Fäden in der Hand hat", sollte der sich so positionieren, daß er jeden von Euch mit
Zeichen oder Ansagen erreichen kann.
Günstig ist eine Aufstellung, in der man sich zu jedem drehen kann, um ggf. Kontakt aufzunehmen. Stellt auch
Eure Instrumentenverstärker und die Monitoranlage konzerttauglich auf, d.h. jeder stellt seien Amp so, daß
er Ihn gut hört. So gewöhnt Ihr Euch an eine meist ähnliche Grundsituation auf der Bühne.
Eure Monitore und Instrumenten-Verstärker sollten so vor oder neben den einzelnen Musikern verteilt sein,
wie es Sinn macht, also: in aller Regel schräge Bodenmonitore ohne Sichtbehinderung vor die Sänger und
alle Musiker, die sich normalerweise an der Bühnenvorderkante oder der Mitte der Bühne aufhalten.
Musiker, die sich am Bühnenrand oder der Bühnenrückseite aufhalten, können im allgemeinen auch mit
Monitoren arbeiten, die in Ohrhöhe seitlich oder von hinten aufgebaut sind. Wichtig ist, das Ihr Euch und die
Bereiche, wo Ihr wichtig seid, beschallt. Es macht keinen Sinn, alles "zuzublasen", man erhöht nur unnötig
die Lautstärke und setzt im gleichen Maß den Informationsgehalt der einzelnen Instrumente runter, ganz
abgesehen vom Gesang, der dann meist unverständlich oder zu leise wird oder im akustischen Feedback-
geheule endet. Besser ist da eine überlegte Austellung und außerdem kann man sich ja die weiter entfernten
Kollegen auf den Monitor legen. Innerhalb der Band solltet Ihr natürlich jemanden habe, der das Mischpult
bedienen kann und neben sich stehen hat.

Schalldämmung und Schalldämpfung: Was bringt was ?
Schalldämmung interessiert Eure Nachbarn:
Wer nachts schlafen möchte, hat verständlicherweise nicht immer Lust auf Eure neuesten Hits und darauf
sollte man Rücksicht nehmen. Der billigste Trick ist der, gar keine Lautstärke zu erzeugen, ich kenne einige
bekannte Bands, die nur über Kopfhörer im Wohnzimmer proben. Gut, das sind Ausnahmefälle.
Die ultimative Geräuschsperre kann sich allerdings auch keiner leisten, das wäre nämlich ein aufwendiges
" Raum in Raum " Konzept. Man sollte aber doch mindestens für dicke Türen, Zweifach-Verglasung und vor
allen Dingen für dichte Fugen sorgen. Ventilationsöffnungen oder ähnliches sollte man ebenfalls beachten.
Falls Ihr nicht wißt, wo es hängt, laßt mal laut eine CD im Proberaum laufen und geht Eure Umgebung ab,
notfalls mit Pegelmesser. Meist gibt es einige akustischen Lecks, die Ihr so leicht findet. Abdichten könnt Ihr
Sie zur Not mit Sandsäcken oder, im Fall von undichten Türen, oft mit überlappenden Schaumstoffmatratzen.
Falls Ihr allerdings Probleme im Haus mit tieffrequenten Frequenzen bekommt, sind das meist sogenannte
Longituginalwellen im Mauerwerk. Die bekommt Ihr leider ohne Hausumbau (Dehnungsfugen) nicht raus.
Schalldämpfung betrifft aber auch Euch und Euren Sound im Proberaum.
Hier geht es darum, daß Euer Raum eine gute sogenannte " Artikulation" hat, also nicht ewig lange scheppert
und dröhnt. Dazu muß der erzeugte Schall möglichst schnell und gleichmäßig in allen Frequenzen abklingen.
Nur so könnt Ihr gut und konzentriert proben und kommt auch ohne Ohrklingeln wieder nach Hause. Das
Patent mit Kartons von der Eierfrau funktioniert leider (werden einige von Euch schon gemerkt haben) nur
sehr dürftig, nämlich nur im Bereich der hohen Töne, untenrum bleibt alles so mies, wie es war. Professionell
geht man hier mit Helmholzresonatoren oder biegeweichen Schwingplatten dran (Wer genaueres wissen will, kann mich gerne anmailen, die Sache ist nicht so einfach, und auf keinen Fall billig).
Für den normalen Proberaumbetrieb reichen im allgemeinen ca 30 cm geraffte, möglichst schwere Vorhänge
an den Wänden, besonders an der Rückwand hinter dem Schlagzeug sowie an der Decke aus. Falls Ihr es
zusätzlich schafft, noch einige mit z.B. Büchern oder ähnlichem bestückte Regale sowie ein paar Couch-
garnituren auzustellen, dürftet Ihr schon eine gescheite Basis geschaffen haben.

Lautstärke und Gehörgefärdung:
Musik ist oft laut, ganz klar. Der erste Schutz ist der, nicht zu laut zu werden, der zweite der, nicht zu lange zu
laut zu hören. Schon deswegen rentiert sich ab und zu eine kleine Pause während der Probe, meist gibt es ja
einiges zu besprechen. Weitere Maßnahmen sind In-Ear Monitorsysteme oder die vorher angesprochene
Schalldämmung im Proberaum. Hier sollte man als erstes die Umgebung lauter Schlagzeuger mit den schon
angesprochenen Maßnahmen ausstatten und zusätzlich von der Decke über dem Schlagzeug bis ca 30 cm übers Drum 45° nach innen zum Schlagzeuger hin reflektiernde Plexiglasplatten anbringen. Der Effekt ist
frappierend.

Gemütlichkeit, Sicherheit und Praktikabilität:
    * Eine gemütliche Sitzecke kann man immer gebrauchen, sei es zum Gespräch oder um Noten zu notieren
    * Eine dimmbare Beleuchtung im gesamten Raum ist sicherlich auch kein Luxus, wer probt schon gerne
      unter dem kalten Licht von Leuchtstoffröhren. Auserdem könnt Ihr so gleich mal testen, by welchen
      Instrumenten sich die Dimmer bemerkbar machen. Die gleichen Geräusche werdet Ihr dann auch auf den
      meisten Bühnen dieser Welt hören, nur viel, viel lauter.
      Manchmal wirkt auch schon die passende Befilterung von Halogenlicht mit Farbfolien sehr inspirierend.
    * Man sollte jede Probe als Protokoll aufnehmen (MD oder Kassette), entweder aus dem Mischpult oder
       über mindestens 2 brauchbar aufgestellte Mikrofone.
    * Um Eure Choreographie auf der Bühne zu proben, ist es vielleicht sinnvoll, manchmal einen etwa manns-
       hohen Spiegel aufzustellen.
    * Achtet bitte drauf, daß Ihr in Eurem Proberaum-Stromanschluß auf jeden Fall einen 30mA FI- Schutz-
       schalter habt. Der rettet Euch bei Fehlern in der Verkabelung das Leben.
    * Ein feuchter Proberaum ruiniert Instrumente und Elektronik.
    * Habt Ihr alle wichtigen Telefonnummern im Proberaum notiert (Notruf, Arzt, Pizzeria, Familie...) ?
    * Sind Eure Instrumente und die Anlage gegen Diebstahl, Brand, Wasser etc versichert ?
    * Habt Ihr eine schriftliche Packliste, was Ihr zu Konzerten alles mitnehmen müßt ?
    * Gibt es das wichtigste Werkzeug im Proberaum ?
    * Die Sache mit dem Kühlschrank und Getränken würde ich wahrscheinlich nur unnötigerweise erwähnen.
 
 

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